Am letzten Juni-Wochenende fand in der DAV Sparkassen Bergwelt unter der Leitung von Prof. Dr. Katharina Luttenberger vom Uniklinikum Erlangen das Fachtreffen zum therapeutischen Klettern statt.

Beat Baggenstos, Gründer von ClimbAID präsentiert zusammen mit Katharina Luttenberger den Film „SAMA“. Foto: J. Breuning
Drei Tage lang wurden in Workshops, Vorträgen und Gesprächen Erfahrungen ausgetauscht, Wissen und Informationen weitergegeben und neue Kontakte geknüpft.
Mit Mammut als Hauptsponsor konnte man sein Glück am Mammut-Greifautomaten versuchen. Der Erlös ging an die Organisation ClimbAID.
Filmvortrag von ClimbAID am Freitag
Das Fachtreffen startete am Freitagnachmittag mit den Eröffnungsworten von Alexander Heimbeck aus der Schönklinik in Prien, in der vor fünf Jahren der erste Kongress zum therapeutischen Klettern abgehalten wurde.
Danach berichtete Prof. Dr. Katharina Luttenberger über die intensiven Forschungsarbeiten ihres Teams zum therapeutischen Klettern bei Menschen mit Depressionen. Weitere wissenschaftliche Vorträge behandelten den Einsatz des therapeutischen Kletterns bei Kindern mit Skoliose und bei Essstörungen.
Ein besodneres Highlight am Freitagabend war der öffentliche Filmvortrag der Schweizer Organisation „ClimbAID“ in der Kletterhalle, die zu diesem Anlass in ein Kino umgewandelt wurde.
ClimbAID-Gründer Beat Baggenstos präsentierte bei diesem kostenlosen Angebot den Film „SAMA“, der am Beispiel von Geflüchteten im Libanon auf eindrucksvolle Art und Weise zeigt, wie Klettern als verbindendes und therapeutisches Element eingesetzt werden kann. In der anschließenden Diskussion gingen Beat Baggenstos mit Katharina Luttenberger auf Fragen ein und erläuterten die Auswirkungen des Kletterns auf das mentale Wohlbefinden.
Heiße Temperaturen und viele Workshops
Am Samstag und Sonntag ging es in zahlreichen Workshops und Vorträgen um Themen wie Sturzangst, therapeutische Ansätze des Kletterns, Paraklettern, bis hin zu der Frage, wie Klettern Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen helfen kann.
Paraclimbing im Leistungssport und Angststörungen beim Klettern

Interessiert und gespannt verfolgten die Teilnehmer*innen die praxisorientierten Übungen. Foto: J.Breuning
Unter anderem erhielten die Teilnehmenden von der Erlanger Para-Trainerin Claudia Ehrhardt einen Einblick ins wettkampforientierte Training von Parasportlern. Hierbei wurde das individuelle Aufwärmen einer Gruppe mit verschiedenen Einschränkungen sowie das Klettern und Stürzen mit Doppelseilsicherung im Überhang erklärt und in praxisorientierten Aufgaben ausprobiert. Ein Überblick zum Thema „Stürzen ins Seil mit Einschränkung“ und die Klärung von Fragen rundeten den Workshop ab.
Im Workshop „Angststörungen und Klettern – Erfahrungen aus dem Sportcaching für Sturzangst im Breitensport“ von Dr. Steven Kindley, Mitgründer der Felskopf Kletterschule, und Stefan Först beschäftigten sich die Gäste mit dem Thema Sturzangst im Klettersport und lernten Methoden aus der Sportpsychologie und dem Sportmentaltraining kennen. Anschaulich stellte Steven den Inhalt in einer MindMap dar und ging abschließend auf offene Fragen ein.
Parakletterer Kevin Bartke über die Paralympics und seine persönlichen Erfahrungen

Kevin Bartke (AU2-Athlet und Mitglied des DAV Erlangen) erzählt von seinem Weg zum Klettern. Foto: J. Breuning
Der Vortrag von Kevin Bartke, AU2-Athelt (Athlet mit Unterarmamputation) und Mitglied im DAV Erlangen, rundete den ereignisreichen und informativen Tag ab.
Kevin nahm seine Zuhörer mit in seine Kindheit und berichtete, wie er gemeinsam mit seinem nicht-behinderten Zwillingsbruder im Jugendalter zum Klettern kam und später seine eigenen Techniken beim Klettern mit nur einem vollständigen Arm fand.
Außerdem beleuchtete er die nicht ganz einfache Sportklassen-Thematik im Para-Sport und was es für das Paraklettern bedeutet, 2028 in Los Angeles erstmals paralympisch zu sein.
Am letzten Tag, dem Sonntag, zog es einige Teilnehmer*innen gemeinsam mit der Kletterschule Felskopf raus an die fränkischen Felsen, während andere an den restlichen Workshops in der DAV Sparkassen Bergwelt teilnahmen. Dabei ging es um zyklusorientiertes Training und Boulderpsychotherapie sowie die Anforderungen an eine inklusive Kletterhalle, verschiedene Möglichkeiten der Seilsicherung inklusive Jojo-Klettern und einiges mehr.
„Es war ein rundum gelungenes Event, das eindrücklich gezeigt hat, wie sehr die Beschäftigung mit dem therapeutischen Klettern sowohl in der Praxis als auch in der Wissenschaft gewachsen ist“, sagte Prof. Katharina Luttenberger, für die das Fachtreffen gleichzeitig ein Abschied von ihrer Zeit in Erlangen war, bevor sie im September an die Universität Krems wechselt. Dass die Veranstaltung über weite Teile live gestreamt werden konnte ist außerdem der Förderung durch das Büro für Gender and Diversity der FAU Erlangen zu verdanken.
So gingen drei intensive, interessante und informative Tage zu Ende. Der DAV Erlangen bedankt sich bei allen Kooperationspartnern und Sponsoren – allen voran bei Mammut für das Hauptsponsoring – Vortragenden und Workshop-Leiter*innen für die Umsetzung dieses großartigen Fachtreffens.
„Ich habe noch nie einen Kongress oder eine Fortbildung erlebt, die mich so emotional und gerührt, aber auch motiviert bis in die Haarspitzen zurück lässt.“
– Diese Teilnehmer-Rückmeldung spricht für sich.
Text: Jule Breuning, Katharina Luttenberger, Karina Brock
Fotos: Jule Breuning





















