Für Planung und Bau der Sparkassen Bergwelt, dem neuen Kletter- und Vereinszentrum unserer Sektion, war das Erlanger Architekturbüro „Rößner + Waldmann“ verantwortlich. Unser Öffentlichkeitsarbeits-Referent Oliver Sefrin im Gespräch mit dem Architekten Richard Waldmann über die Zusammenarbeit mit dem DAV als Bauherren, nachhaltige Bausubstanz, einladende Architektur und die Faszination Kunstfels.

DAV Sparkassen Bergwelt | Architekt Richard Waldmann | Foto: T. Hans

Herr Waldmann, eine Kletterhalle wie die Sparkassen Bergwelt gehörte bisher nicht zu Ihren Projekten. Was hat Sie als Architekt an dieser Aufgabe für den DAV Erlangen gereizt?

Wir sind als Architekturbüro grundsätzlich sehr daran interessiert, neue Aufgaben und unterschiedliche Projekte zu übernehmen. Unsere Leidenschaft ist es, gute Gebrauchsräume zu planen und sich dabei immer wieder von Neuem mit der Frage zu befassen, wie sich für eine bestimmte Nutzung geeigneter Raum gestalten lässt. Wir wollen uns dabei weiterentwickeln und etwas schaffen, das wir so noch nicht gemacht haben. Das Kletter- und Vereinszentrum des DAV Erlangen war genauso eine spannende Herausforderung für uns.

Sie haben mit Ihrem Büro den Bau von der Planung bis zur Umsetzung in den vergangenen rund drei Jahren begleitet. Wie sind Sie an das neue Projekt rangegangen und haben die Zusammenarbeit mit unserem Verein erlebt?

Zu Anfang haben wir uns zunächst das DAV-Kletterzentrum in Neumarkt/Oberpfalz angesehen. Wir wollten ein aktuelles Beispiel kennenlernen und herausfinden, worauf es bei einem modernen Kletterzentrum besonders ankommt, damit es am Ende gut wird. Sehr wichtig für das gesamte Projekt in Erlangen war der enge Kontakt und Austausch mit der DAV-Sektion und den Verantwortlichen um Projektleiter und Geschäftsführer Torsten Hans. Im Miteinander mit dem Verein sind die verschiedenen Bedürfnisse formuliert und später die einzelnen planerischen Schritte kontinuierlich abgestimmt worden. Es gab zum Beispiel ein Beteiligungsprojekt mit den hauptamtlichen Mitarbeitern der Sektion, um zu erfahren, welche Atmosphäre ihnen für die Arbeit in den neuen Räumlichkeiten der zukünftigen Geschäftsstelle wichtig ist. Auch mit Kletterern der Sektion haben wir uns mehrfach getroffen. Hier ging es etwa um Themen, welche Lichtverhältnisse es für eine passende Stimmung in der Halle braucht oder wie es um die Belüftung steht. Alles zentrale Punkte für uns, die am Ende für die Gesamtarchitektur des Gebäudes von Bedeutung sind und uns geholfen haben, im Rahmen des Masterplans und Budgets die bestmöglichen Lösungen zu finden.

Die Sparkassen Bergwelt ist einerseits Kletterhalle, andererseits Vereinszentrum – und bildet mit dem neuen Bürger-, Begegnungs- und Gesundheitszentrum der Stadt Erlangen quasi ein Bauensemble an der Hartmannstraße. Was bedeuteten diese Rahmenbedingungen für die Konzeption der Sparkassen Bergwelt?

Für uns als Architekten war dies eine willkommene Ausgangslage. Wir waren sehr begeistert von der Vorstellung und Chance, dass das DAV-Kletter- und Vereinszentrum nicht isoliert und abgelegen stehen soll, sondern in ein städtisches Umfeld eingebunden ist, an dem Begegnungen und Austausch stattfinden. Für das Kletterzentrum und den Verein selbst ist dies sicher ein großer Gewinn. Wir haben deshalb zum Beispiel bei der Planung des Gebäudes darauf geachtet, dass der Kletterhof und das rückseitige Gelände durch einen möglichst durchlässigen Zaun mit dem Hof des benachbarten Bürgerzentrums gewissermaßen zusammenwachsen kann. Damit setzt unsere Architektur ein Stück weit ein Zeichen, dass sich der DAV öffnet und dazu einlädt, das Kletterzentrum und den Verein kennenzulernen.

Nachhaltigkeit war und ist eine der Leitideen für den Bau und Betrieb der Sparkassen Bergwelt. Wie sind Sie als Architekt auf diese Anforderungen eingegangen?

Mittlerweile setzt das Baurecht natürlich eine Reihe verpflichtender Nachhaltigkeitsstandards. Der Verein hat sich dennoch für einige zusätzliche ökologische Maßnahmen entschieden, etwa um die hohe CO2-Bilanz von massiven Betonbauten zu senken. Deshalb wurde die Kletterhalle als Holzbau konstruiert. Für das Vereinsgebäude war diese Bauweise aus Gründen der Statik nicht geeignet. Dennoch haben wir im weiteren Ausbau der beiden Gebäudeteile versucht, die energetischen Anforderungen, die gesetzlich vorgeschrieben sind, noch leicht zu überbieten. Bei der Kletterhalle konnten wir so durch die Wandkonstruktion den Dämmwert zusätzlich verbessern. Hinzugekommen sind auch eine Dachbegrünung und eine Photovoltaik-Anlage zum Eigenstromverbrauch. Zudem haben wir eine spezielle Anlage vorgesehen, die Regenwasser auf natürlichem Weg direkt wieder dem Grundwasser zuführt.

Nachdem der Bau der Sparkassen Bergwelt abgeschlossen ist: Werden Sie nun als nächstes vom Architekten zum Kletterer und testen selbst die Routen der Halle?

Ich bin naturverbunden und in meiner Freizeit viel in Bergen unterwegs. Ich sehe mich zwar nicht als Sportkletterer, habe aber vor ein paar Jahren mit dem Bouldern angefangen. Das mache ich bis heute wahnsinnig gerne. Deshalb freue ich mich darauf, die neue Kletterhalle in der Hartmannstraße auszuprobieren – und dann auch gleich etwas höher klettern zu können als bisher. Früher habe ich ehrlich gesagt eher etwas die Nase gerümpft über Kunstfels. Heute aber muss ich zugeben, bin ich wie viele andere auch fasziniert von den Möglichkeiten. Ein Umstand, der mich wiederum als Architekt besonders motiviert hat, die Erlanger Halle zu bauen.

Über die Architekten Rößner + Waldmann

Seit 1998 führt Richard Waldmann zusammen mit seiner Kollegin Barbara Rößner das Architektenbüro „Rößner + Waldmann“ in Erlangen. Die Architekten sind im öffentlichen Bau, Wohnungsbau und dem Städtebau aktiv. Bekannte jüngere Projekte in Erlangen sind etwa das Löhe Gemeindehaus mit Kita und eine Wohnanlage für die GEWOBAU in der Röthelheimallee. Richard Waldmann ist Mitglied im DAV (Sektion Bad Tölz).

DAV Sparkassen Bergwelt | Architekten Rösner + Waldmann | Foto: T. Hans