Mit schwerem Gerät rückte dieser Tage ein Kamerateam des Bayerischen Rundfunks in der DAV Sparkassen Bergwelt an: Fotokameras, Drohne, Filmkamera, Tongerätschaften,… Ein drei Menschen starkes Team bestehend aus einer Journalistin, einem Kameramann und einem Tonmann waren aus München angereist, um für die BR-Sendung „Stationen“ ein Beitrag über Kevin Bartke (AU2 Athlet aus dem Paraclimbingteam Germany, Mitglied des Paralympicskaders 2024 und DAV-Erlangen-Mitglied) zu drehen.

Das Bayerische Fernsehen drehte in der DAV Sparkassen Bergwelt einen Beitrag über Paraclimbing-Star Kevin Bartke, Mitglied im DAV Erlangen und im Paralympicskader 2024. Foto: L. Christmann

Das Bayerische Fernsehen drehte in der DAV Sparkassen Bergwelt einen Beitrag über Paraclimbing-Star Kevin Bartke. Foto: L. Christmann

„Stationen“ ist der Sendeplatz der Redaktion Religion und Orientierung, wo Lebens- und Sinnfragen aufgegriffen werden. „Wir wollen Menschen inspirieren und ermutigen, bei der Sinnsuche im Alltag, im Kleinen wie im Großen“, erklärt die für den Beitrag verantwortliche Journalistin Astrid Uhr. „Der Dreh heute läuft unter dem Thema ‚Wundermacher'“, so Uhr weiter. Wie entstehen Wunder im Alltag? Wie werden wir darauf aufmerksam? Was und wen braucht es dazu, selbst Wunder zu erleben und Wunder zu entdecken?

„Wunder sind harte Arbeit“

Denn, so der Tenor des Beitrags: Wunder fallen nicht vom Himmel. Es braucht Mut, Engagement, Aktivität und Eigeninitiative, um Wunder geschehen zu lassen. „Manchmal, wie in Kevins Fall, sind Wunder harte Arbeit, mentale Stärke und Einstellungssache.“

Kevin ist für sie ein „Wundermacher“, weil er mit einem Handicap das schafft, was viele andere nicht mit zwei Händen schaffen. Er packt sein Leben an und sucht stets nach Lösungen, an der Kletterwand wie im Leben. Dabei helfen ihm andere „Wundermacher“, sein Trainer, seine Familie, sein Team. „Ich bin auf Kevin zugegangen, da er mir mit seiner Lebensfreude, seinem Optimismus, seiner Disziplin imponiert“, so Uhr. Die Vermittlung fand über die Bundesgeschäftsstelle statt und die Wahl der Drehlocation fiel auf die Bergwelt in Erlangen, „weil die Halle sehr schön ist“ und der 39-Jährige ohnehin regelmäßig hier trainiert.

Drei Stunden Dreh für fünf Minuten Beitrag

Kevin wurde mit einem verkürzten Arm geboren. „Die Nabelschnur hatte sich um meinen Unterarm gewickelt, so dass er sich nicht richtig ausbilden konnte.“ Von Klein auf lernte er also, mit diesem Handicap zu leben: Krabbeln, Essen, Schuhe binden, Fahrrad fahren – und irgendwann auch klettern. „Ich bin hier aufgewachsen, mit der Fränkischen Schweiz vor der Nase, da ist das naheliegend – mit Behinderung oder ohne“, erklärt Kevin.

Rund drei Stunden war das Team zugange, um genug Material für den fünfminütigen Beitrag zu sammeln: Kevin beim Aufwärmen, beim Abtapen seines Armstumpfs und verletzer Haut, Kevin beim Schuheanziehen und Partnercheck, Kevin in der Route, beim Abseilen, Sichten, … Dazu Nahaunahmen seiner Hände, von Kletterausrüstung und Chalkstaub sowie verschiedene Interviewsituationen, in denen Kevin über sich spricht, sein Verhältnis zum Klettern, seine Behinderung aber auch bereitwillig den Unterschied zwischen Onsight- und Speed-Klettern erklärt.

Keine einfache Aufgabe bei laufendem Betrieb: Denn für das Drehteam mussten Störgeräusche zeitweise möglichst ausgeschaltet werden. Das galt für den Akkuschrauber des Routesetters ebenso wie für die surrende Kühltheke im Bistro.

Alles genau durchgeplant

Bevor es losging, wurde der Drehplan durchgesprochen und geeignete Routen ausgesucht: Sie sollten etwas hermachen, durften aber nicht zu schwer sein, da Kevin nicht einfach klettern konnte, sondern für verschiedene Einstellungen mehrmals rauf und runter musste, diverse Züge zwei-, drei-, viermal wiederholte. Für Aufnahmen aus der Wand war zudem eine leichte Route in der Nachbarlinie gefragt, die der Kameramann problemlos meistern konnte. Kevin und seine Frau Laura, die als Sicherin fungierte, wurden verkabelt, damit man die Kommunikation während des Kletterns ebenso aufnehmen konnte, wie das gemeinsame Sichten der Route.

Das Bayerische Fernsehen drehte in der DAV Sparkassen Bergwelt einen Beitrag über Paraclimbing-Star Kevin Bartke, Mitglied im DAV Erlangen und im Paralympicskader 2024. Foto: L. Christmann

Reibungslose Dreharbeiten

Glück für das Team: Es war wenig los an diesem Vormittag, sodass die Dreharbeiten reibungslos und vergleichsweise flott vonstattengingen. Zumal Kevin mit Leichtigkeit die Anforderungen und Wünsche der Fernsehleute erfüllen konnte. „Ich war gerne bereit, hier mitzuwirken“, erklärt er. Denn er möchte Vorbild und Inspiration sein für andere Menschen. „Wenn nach der Ausstrahlung nur zwei Leute aktiv werden, um Einschränkungen zu überwinden, sich etwas trauen und zutrauen, dann war’s das schon wert.“ Er möchte nach außen tragen, was mit Behinderung alles möglich ist, wenn man nur nicht aufgibt, sich nicht entmutigen lässt und manchmal zum richtigen Moment auf die richtigen Menschen trifft. „Mit 13 habe ich so richtig mit dem Klettern angefangen, in einem Ferienkurs. Der Trainer dort hat mir einfach Tape für meinen Arm gegeben und mich mitmachen lassen wie alle anderen. Das war super – und für mich der Startschuss.“

Sendetermin: Mittwoch, 26. März 2025, 19 Uhr

Was Kevin täglich motiviert, wann Aufgeben für ihn eine Stärke ist und wann keine Option und warum er das Klettern so liebt, erfährt man am kommenden Mittwoch, 26. März, im TV. Gemeinsam mit zwei anderen „Wundermachern“ ist er in der Sendung der Reihe „Stationen“ zu sehen, die immer mittwochs von 19 bis 19:30 Uhr im BR Fernsehen läuft. Anschließend ist der Beitrag in der ARD-Mediathek (ab Minute 3:50) zu finden.

Text: Karina Brock / DAV Erlangen
Fotos: Lea Christmann / DAV Sparkassen Bergwelt Erlangen