Am vergangenen Wochenende war das Paraclimbingteam Germany wieder einmal bei uns zu Gast: Von Freitag bis Sonntag trainierte das Team in unterschiedlicher Besetzung Taktik, Kraft und Technik an den Wänden der Bergwelt.
Kevin Bartke, AU2-Athlet aus dem Paraclimbing Team Germany, zeigt, was mit Einschränkung alles möglich ist. Foto: J. Breuning
Durch den Status als Paralympics-Sportart hat das Paraklettern eine Aufwertung und viel Aufmerksamkeit bekommen. Diese Neuerung birgt aber auch Herausforderungen und Veränderungen für den Verband wie die Athlet*innen.
Die Athlet*innen aus der Region
Kevin Bartke ist nach einer herausragenden Saison 2024 wieder im Paralympicskader 2025. Der 39-jährige Fürther, Mitglied der Sektionen Erlangen und Nürnberg des DAV, holte im vergangenen Jahr in seiner Kategorie AU2 (Klasse 2 für Athlet*innen mit Armamputation) bei drei Lead World Cups zweimal Gold und einmal Silber, zudem gewann er die European Lead-Championships in Villars.
Philipp Hrozek ist diesmal im Paralympics-Perspektivkader.
Das Erlanger Küken des Teams, Jule Breuning, war natürlich ebenfalls mit von der Partie. Für sie „sind die Konkurrenzsituation und die Ausganslage durch die Schwere ihrer Einschränkung sehr schwierig“, so Trainer Christoph. Daher wird sie sich zunächst weiter bei Masters und auf nationaler Ebene weiterentwickeln.
DAV Bundestrainer Paraclimbing Christoph Reichert ist immer wieder gerne in Erlangen zu Gast – „weil ihr ein sehr kooperatives und zuvorkommendes Team seid und wir an euren technisch anspruchsvollen Routen gut trainieren können.“
Technik, Taktik und Mentaltraining
In den drei Tagen standen die Themen Technik, Taktik und Mentaltraining im Vordergrund.
Das Wissen und die Infos aus dem Theorieteil wurden im Anschluss in unterschiedlichen Übungen direkt vertieft und umgesetzt.
Neben dem Sprechen von Mantras zur mentalen Wettkampfvorbereitung und dem Abrufen von positiven Erinnerungen und Erfahrungen an Wettkämpfe, um die Anspannung zu regulieren, wurde das Bewegen in den drei verschiedenen, sehr individuellen Zonen – Komfortzone, Lernzone, Panikzone – besprochen und mit Übungen an der Wand in die Praxis umgesetzt.
In der Komfortzone bewegten sich die meisten bei ihrem normalen Training, während die Lernzone und die Panikzone bei allen Athlet*innen an unterschiedlichen Punkten lagen. Um sich seine persönlichen Zonen bewusst zu machen, kletterten die Sportler*innen eine Komfort-Route, die ohne viel Anstrengung absolviert werden kann, sowie eine Tour, die am maximalen Onsight-Level liegt. So nahmen sie die verschiedenen Zonen und die damit verbunden Emotionen bewusster wahr und können in Extremsituationen, wie zum Beispiel Wettkämpfen, besser mit schwierigen Zügen umgehen.
Kevin Bartke beschrieb die Übungen fürs Mentaltraining mit dem Zitat: „Der Kopf ist beim Klettern der wichtigste Muskel.“
Im Block von Technik und Taktik wurden zudem verschiedenste Übungen und Strategien ausprobiert, verfeinert und optimiert. Hierbei spielte das Thema hilfreiche Emotionen und Gefühle eine große Rolle, welche von Unterstützung über Aggression bis hin zu Motivation und Dankbarkeit reichten.
Anschließend ging es wiederum an die Wand, wo zahlreiche Höhenmeter absolviert wurden – mit verschiedenen Schwerpunkten: Fußtechnik, Geschwindigkeiten beim Klettern an einzelne Passagen anpassen, gute Körperpositionen souverän und beim ersten Versuch einnehmen und eine Route mit durchgehender Geschwindigkeit ohne Pause klettern.
„Insgesamt war es wieder ein schönes, anstrengendes und erfolgreiches Wochenende mit dem Team. Eine schöne Zeit mit Freunden und Teamkollegen“, sagte Jule Breuning abschließend. Bestätigt wird sie von den Teamkollegen:
„Unterhaltsam, produktiv, lustig und motivierend“
Nicolas Perreth – AL2 Athlet„Mental stärkend und motivierend“
Aldrik Bethke -AU3 Athlet„Lehrreich, anstrengend und cool“
Jule Breuning – RP1 Athletin„Cool, laut und voll“
Kevin Bartke – AU2 Athlet
Die Saisonhighlights werden wieder die drei Weltcups sein – diesmal in Salt Lake City, Innsbruck und Laval – sowie die WM in Südkorea. Außerdem findet erstmals eine Deutsche Meisterschaft Paraclimbing statt und zwar am 5. und 6. Juli in Augsburg.
Wir sind gespannt und drücken die Daumen!

Übrigens: Hier gibt es interessante Infos zum Paraclimbing und zu den Klassifizierungen der Athlet*innen.
Text: Karina Brock / DAV, Jule Breuning
Fotos: J.Breuning, A. Bethke, T.Weiss