Ohne unser Routenbauteam wären wir nichts. Klar oder?

Also höchste Zeit, dass auch mal jemand aus dem Schraub-Team zu Wort kommt!

Chiara Kohl stand uns Rede und Antwort.

Sie ist in der DAV Sparkassen Bergwelt ist sie schon fast von Beginn an im Routenbau-Team. Und wer bei uns schon mit weiten Zügen zu kämpfen hatte, hing möglicherweise in einem ihrer Werke…

Routenschrauberin Chiara Kohl in Aktion in der DAV Sparkassen Bergwelt in Erlangen. Foto: K. Brock

Warum schraubst du Routen? Und wie wird man eigentlich Routenbauer*in?

Das war eigentlich schon immer mein Traum gewesen, seit ich mit dem Klettern begonnen habe. Kurz nachdem die Bergwelt eröffnet wurde, habe ich dann zufällig mitbekommen, dass Leute gesucht werden, die sich zum Routenschrauben für die neue Halle ausbilden lassen wollen. Ich habe dann die Ausbildung bei Torsten und Denis gemacht und bin seitdem regelmäßig am Schrauben.

Tja und seitdem heißt es, ganz viel Erfahrung zu sammeln, um effizienter und schneller arbeiten zu können.

Wie kamst du dazu, ausgerechnet bei uns zu schrauben?

Ich war schon immer beim DAV Erlangen und wohne auch hier, deshalb war klar, wenn ich anfange zu schrauben, dann hier!

Wie sieht denn ein normaler „Arbeitstag“ bei euch aus?

Wenn wir aus dem Seil raus schrauben (also ohne Steigereinsatz, Anm. d. Red.), kriegen wir zu Beginn meist eine Linie zugeteilt, an der wir dann hochklettern und unser ganzes Material und die Sicherung aufbauen. Dann werden die alten Griffe abgeschraubt.

Je nach Linie kommen dann zwei oder drei neue Routen drauf. Meistens fangen wir mit der leichtesten davon an. Dafür sortiere ich mir am Boden schon alle Griffe nach Tritten sowie Griffen für die linke bzw. rechte Hand. Und dann starten wir, indem wir von unten nach oben schrauben. Wenn in die Linie auch ein neues Volumen kommt, überlege ich vorher schon kurz an welcher Stelle es Sinn ergibt. Sie dürfen z.B. abhängig von ihrer Größe und Form nicht zu weit unten oder zu nah an die Exen verschraubt werden. Sonst könnte man sich bei einem Sturz verletzen.

Sind alle neuen Routen geschraubt, können wir unser ganzes Material oben an der Wand abbauen, die Routen testen lassen und ggf. nochmal abändern.

Routenschrauberin Chiara Kohl in Aktion in der DAV Sparkassen Bergwelt in Erlangen. Foto: K. Brock

Wie stellt man eigentlich sicher, dass am Ende der Schwierigkeitsgrad rauskommt, der an der Wand sein soll?

Zunächst einmal wird ein passendes Griffset benötigt. Dann überlege ich mir vorher grob, welche Züge oder Bewegungen ich einbauen möchte. Man weiß ja in etwa, welche Züge in welcher Schwierigkeit möglich sind und welche nicht. Während des Schraubens probiere ich dann die Einzelzüge. Mit etwas Erfahrung kann man dann recht gut einschätzen, wie schwer oder leicht die Züge sind. So hat man am Ende – in der Regel – die gewünschte Schwierigkeit an der Wand.

Haben sich Leute auch schon bei dir über Routen beschwert? Generell: Werdet ihr auf eure Werke angesprochen?

Angesprochen werde ich schon öfters. Meistens sind die Leute überrascht, weil sie jemand viel Größeren erwartet hätten *lacht*.

Aber eigentlich bekomme ich da schon eher positives Feedback. Ich höre auch öfters, dass meine Routen alles andere als geschenkt sind, also man schon etwas überlegen muss, wie sie am leichtesten zu klettern sind.
Beschwerden habe ich vor allem bekommen, als ich mit dem Schrauben angefangen habe. Da sind mir bei der ein oder anderen Route manchmal die Griffe ausgegangen…

Was macht am meisten Spaß an dieser Arbeit?

Puh, eigentlich alles! Besonders cool ist es aber, am Ende vom Tag das Ergebnis zu sehen. Aber auch die Leute darin klettern zu sehen, zu sehen wie viel Spaß sie an den Bewegungen haben und an den neuen Route rumzutüfteln. Es ist eine auf verschiedenen Ebenen befriedigende Arbeit.

Inwieweit unterscheidet sich die Bergwelt von anderen Kletterhallen?

Bei uns gibt es ein sehr tolles, motiviertes und vor allem unterschiedliches Schrauberteam. Ich glaube auch, dass es in keiner anderen Halle so viele Mädels gibt, die schrauben, wie bei uns. Außerdem haben wir hier sehr viele coole Griffsets und es gibt den besten Kaffee ;-)

Was muss denn eine Route mitbringen, um zu deiner Lieblingsroute zu werden?

Vorzugsweise sollte sie große Griffe und viele Volumen haben, also eine Highlight-Tour sein, wie wir dazu sagen. Dann sollte sie sehr viel Technik und Beweglichkeit abverlangen und darf keine weiten Züge haben.

Aber deine Routen sind dafür bekannt, dass sie durchaus weite Züge haben! Schraubst du dann Sachen, die du selbst lieber nicht klettern möchtest?!

Nein nie, das ist ja der Vorteil wenn ich selber schraube! Da mache ich dann genau das, was ich auch gerne klettern wollen würde – mit den vorgegeben Griffen und der Schwierigkeit. Ich denke, der ein oder andere muss seine Füße in meinen Routen etwas höher stellen, als man es sonst gewohnt ist, damit einem die Züge nicht mehr so weit vorkommen.

Was muss man als Routenbauer*in mitbringen, um Lieblingsrouten schrauben zu können?

Ich denke, solche Routen kann jeder schrauben, der Spaß daran hat!

Zum Kletterroutenbau ist viel Material nötig: Diese Kisten in der DAV Sparkassen Bergwelt in Erlangen sind schon gut geleert. Foto: K. Brock
Routenschrauberin Chiara Kohl in Aktion in der DAV Sparkassen Bergwelt in Erlangen. Foto: K. Brock

Das Gespräch führte Karina Brock (DAV)
Fotos: K. Brock